Wie wichtig eine sichere Bindung für uns Menschen ist

Ein sicher gebundener Mensch kann sagen, ich bin abgängig von anderen Menschen - und das ist in Ordnung. Und andere Menschen sind abhängig von mir - und das ist auch in Ordnung, und dennoch fühle ich mich frei und autonom. Das zu erreichen ist das Ziel, wenn man sichere Bindungen herstellen will.

Wirkliche Autonomie bekommt man nur mit dem Preis der Verbindung. Alles andere wäre Pseydoautonomie. Ich brauche keinen, wäre eine Pseydoautonomie - wir brauchen einander, denn wir sind als Menschen soziale Wesen. Diese Fähigkeit bedingt, dass man sich auch abhängig fühlt, ohne das es einen verzweifelt macht. Weil man schlecht behandelt wird, und auch umgekehrt, dass sich andere an einen binden können, ohne das es sich schlecht oder eng anfühlt. Da wollen wir hin. Und das kennzeichnet einen Menschen, dass er sicher gebunden ist. Ich kann NEIN sagen und diese Freiheitsgrade machen die Autonomie aus. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen einander. Wenn man gute sichere Bindungserfahrung machen kann, dann heisst das, dass es überhaupt möglich wird, manches von dem Trauma, was man erlebt hat, gut zu verdauen. Im Sinne von, wenn sich Trigger immer wieder in die Gegenwart schieben, und uns quälen. Gute langfristige Bindungserfahrungen verhindern nach der Stresseinwirkung das es Folgen gibt. Diese sichere Bindungserfahrung erleichtert das Trauma zu verarbeiten, und es lässt das Gehirn anders vernetzen. In dem Moment, wo Menschen (auch in der Therapie) gute Erfahrungen mit Menschen/ Therapeut*innen machen, dann gelingt das, was nie ging, hinzukriegen. Auch bei ganz langfristigen, chronischen Verläufen. Das der Mensch noch einmal Neu und Anders mit diesen Stresserfahrungen umgehen kann. Gute und sichere Beziehungserfahrungen ist für Menschen das Wichtigste - ihr Leben lang. Für gute Bindungserfahrungen ist es nie zu spät im Leben.

Julie Saacke